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Dieses Thema hat 5 Antworten
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Silberfux Offline



Beiträge: 64

03.10.2011 21:02
Kritik am ES Antworten

Nachfolgend meine Überlegungen zum ES. Über Feedback freue ich mich.

Kritische Auseinandersetzung mit dem Essener System

These 1: Das ES stellt die starke Partei in den Fokus.
These 2: Das ES ist mathematisch zu präzise um anwenderfreundlich zu sein.
These 3: Gutes Solospiel läßt sich dort nicht erlernen
These 4: Das ES verengt die mögliche Fragesituation aus Unkenntnis der Vielzahl der Lebenssachverhalte; dabei können Antworten für eine Vielzahl von Kartenstrukturen wichtig sein.


Vorwort:
Während des ES die Punkteausbeute dadurch maximieren will, daß viele Spiele gewonnen und die die gewonnenen Spiele möglichst viele Punkte abwerfen, möchte ich auch verlorene Spiele möglichst billig verlieren und bei verlorenen Spielen verhindern, daß tiefe Absagen getroffen werden. Das Vorwort begründet bereits die Vermutung, daß der Schwerpunkt des ES auf dem Spiel der starken Partei liegt. Wir werden sehen, ob sich dies belegen läßt. In der Sache wäre es in diesem Fall so, daß das ES nur eine Hälfte des Spiels beschreibt.

S. 8: Blattbewertung: Die Blattbewertung des ES ist zu schwierig für den Normanwender. Daher wird folgende vereinfachte Blattbewertung verwendet (Noddy Spielwiese).

S. 9: Erstansagen: Re müßte agressiver ansagen, weil bereits die Zugehörigkeit zur Re-Partei eine Gewinnwahrscheinlichkeit von (x%) mitsich bringt. Ich favorisiere Erstansagen ab 70 Augen Erwawrtungswert.

S. 12, Bsp. 1: Warum sollte Spieler 4 den Stich übernehmen müssen? Wenn Spieler 4 keine Asse hat, gewinnt die Partei durch den Stich nichts. Spieler 1 hat wohl eine sehr gute Hand, aber weder eine Frage auf die 2. Dulle, noch ein eigenes konventionelles Aufspiel. Man darf also davon ausgehen, daß Spieler 1 keine Pik D und nur eine Dulle hält. Hinzu treten wahrscheinlich viele Trumpf und mindestens eine Farbfreiheit/Doppelas. Wenn Spieler 2 im nächsten Stich ein As aufspielt, kann Spieler 1 immer noch fragen, ob er sein Partner ist – in der Sache deckt er dann nämlich mindestens 1,5 Verlierer des Aufspielers ab. Wenn Spieler 2 mit einer Schnittdame fortsetzt, muß Spieler 4 sich zeigen. Ansonsten kann sich Spieler 4 zurücklehnen und im nächsten Trumpflauf wahrscheinlich die zweite Pik Dame eleminieren, sodaß die Kontrapartei mit einem weiteren Dullenstich und einem Fehlstich um 60 kämpft.

S.13: Re vor Aufspiel ohne Asse: das ist sinnlos. Die vorzeitige Ansage koordiniert das Gegenspiel. Wenn die Karte nicht stark genug für ein Re im 1. ist und keine Asse zu spielen sind, gibt es keinen Grund, die Gegner frühzeitig zu synchronisieren oder zu bösartigen Anspielen zu verleiten.

S. 13: forcierende und einladenden Anfragen:
Die stärkere Abfrage sollte diejenige sein, die mit dem Aufspiel der 1. Karte des Stichs gestellt wird. Wird dagegen gewartet, bis der Stich beim Abfragenden ist, ist es nur eine einladende Anfrage. An Sitzposition 2 ist keine einladende Anfrage möglich. Begründung: je früher die Gegenseite Informationen über den wahrscheinlichen Verlauf des Stiches erhält, desto stärker kann sie steuern. Häufiges Beispiel: Kreuz As (Re von 4), Kreuz K, Kreuz 9, (90 von 1): hätte Spieler 4 gewartet, bis Spieler 2 und 3 ihre Karte gelegt hätten, wäre der Stich wahrscheinlich wertvoller geworden. Auf die gegnerische Schmierung kann eher die forcierende als die einladende Anfrage verzichten.

S. 15:
Die einladende Anfrage nach einem simulierten Überlegen ist aufgrund der stillen Kontraanfrage nicht mehr möglich.

S. 15: Nachspiele, falls kein weiteres As gespielt werden kann und Partner nach Abfrage abgeworfen hat:
a) Partner an zwei: die dritte Farbe
b) Partner an drei: Trumpf
c) Partner an vier: Trumpf
Das Nachspiel der Stechfarbe birgt an Pos. 2 und 3 die Gefahr des Überschnappt Werdens, was katastrophale Folgen haben kann. Da der Abwurf einen echten Vorteil bringen soll, sollte der Abwurf blank gewesen sein. In der dritten Farbe kann aber noch das As gehalten werden, das dann zum Einsatz gebracht wird. Daraus folgt, daß man aus Pik As 10, Herz As die Pik 10 schlecht auf Kreuz As abwerfen kann und sich daher von Herz As trennen muß. Die Alternative besteht in einer weiteren Frage auf die andere Dulle bzw. eine 60-Ansage vor Ausspiel der 2. Karte des Aufspielers.
Die Variabilität des Essener Systems (Nachspiel der besseren Farbe) erschwert die weitere Steuerung des Spiels durch den Abfragenden.

Analog ist die Begründung für das Trumpfnachspiel beim Abfragenden auf Pos. 3. Auch hier ist überschnappt Werden katastrophal. Bei Trumpf muß entweder Pos. 2 die Dulle nehmen für das As der dritten Farbe (ohne zu wissen, ob sein Partner das andere As hält und damit die Dulle verschossen wurde oder der Abfragende vielleicht zwei Farben frei ist) oder Spieler 3 kann entscheiden, wie hoch er einsteigt.

Für Spieler 4 ist jeder Trumpflauf von Spieler 1 Gold wert und damit regelmäßig wertvoller als ein geschnappter Fehllauf. Im schlimmsten Fall kann Spieler 2 sich in der dritten Farbe freiwerfen und das Spiel gerät in Gefahr, nachdem Spieler 3 ans Spiel kommt. Das Nachspiel der gleichen Farbe wertet die Karte des Spielers 4 am wenigsten auf.

S. 18:
Jedes schwarze As sollte gespielt werden, weil sich alternativ Partner etwas auf sein schwarzes As einbildet. Allenfalls wenn eine „Soll ich auch schlechte Asse spielen“-Anfrage beantwortet wurde, kann das Nachspiel schlechter Asse unterbleiben.

S. 21: Spieler 4 darf Pik D ducken.
S. 22: Fehlläufe werden nur mit Karten unter Fuchs geschnappt, wenn es nicht anders geht. Wird also mit einem Buben in Mittelhand geschnappt und Karo K nachgespielt, zeigt dies wahrscheinlich die Abwesenheit von Trumpfvollen, aber keine Doppeldulle.
S. 23: Beim Beispiel fehlt die 90-Ansage von Position
S. 26: Die Frage auf eine Dulle verneint kein konventionelles Anspiel, also auch nicht den Besitz einer Pik D: der Erhalt des Zusatzschnitts und der sicheren Umpositionierung durch die Dulle lassen die Anfrage auch mit Pik D möglich sein.
S. 36: Im Beispiel 1 wartet Spieler 4 und nicht 3
S. 38: Immer die Dulle zur Hochzeit! Wenn auch nur ein As gestochen wird (Wahrscheinlichkeit für den Lauf eines einfach gedeckten schwarzen Asses = 79,4) und damit ein wahrscheinlich gewonnenes gegen ein wahrscheinlich verlorenes Spiel getauscht wird, kostet das 6 Spielpunkte. Wenn man nun unterstellt, daß alternativ in jedem zweiten Spiel eine Stufe extra gewonnen wird, kostet die Variante vier Spielpunkte auf fünf Spiele (4 * +0,5, 1 * -6) und damit effektiv 0,8 Spielpunkte. Bei einem blanken schwarzen As sieht die Ausbeute besser aus (8 * +0,5, 1 * -6) und damit effektiv 0,2 Spielpunkte weniger. Wahrscheinlich werden aber auch Spiele erst durch die nicht gespielte Dulle gewonnen; auf der anderen Seite kann die Farbfreiheit des Hochzeiters (also in einem von drei Fällen) und sein Stechen auch eine Stufe kosten, die ein Abwurf gebracht hätte.
Dabei handelt es sich um eine gefühlte Einschätzung. Zur weiteren Aufklärung könnte vielleicht die Statistik helfen.
S. 39: Blatt 2: statt Pik 10 sollte Karo K gespielt werden, damit die Dulle hinter dem Hochzeiter eleminiert wird. Bei drei Karten einer Farbe erhält man nur in 1/3 aller Fälle einen Pikstecher – in ebenso vielen Fällen erhält man Doppeldulle beim Partner. Bei vier Pik sähe es aber anders aus, weil die Wahrscheinlichkeit für einen Pikstecher höher ist als einen Doppeldullenpartner. Außerdem gibt es eine meßbare Chance für einen Überstecher. Daher ist Bsp. 3 korrekt abgespielt.
S. 41: Der Abwurf zeigt Anspielbarkeit über Trumpf, da jedwedes Fehlnachspiel ernste Gefahren hinsichtlich eines Überstechers bietet und sagt zunächst nichts über die abgeworfene Farbe aus. Der Hochzeiter setzt mit Trumpf fort. Hier ist zu überlegen, ob der Abwurf den Verlust einer Herz 10 ausgleicht; alternativ kann man auch klein stechen, um den Toptrumpf zu schonen.
S. 42: Anspiel der Pik-D zeigt Doppeldulle. Es stellt eine überflüssige Variante zur sonst üblichen Anspiel- und Abfragetechnik dar, bei der Hochzeit ganz andere Signale zu verwenden. Jede vorgezogene Trumpfrunde des Hochzeiters zeigt potentielle Trumpfüberlegenheit (größer/gleich 7). Das Hoch-Tief-Signal für die Länge des Partners will als vollständig künstlich abgelehnt.
S. 44: Vorzeitige Ansagen des Hochzeiters sollte in jedem Falle das gleiche bedeuten, damit der Merkaufwand im Rahmen bleibt. Daher soll die vorzeitige Ansage stets den Besitz einer Dulle zeigen, unabhängig davon, ob sich der Anspielende mit Dulle, einem schwarzen oder mit Herz As eingeklinkt hat.
S. 45: Auch bei der Hochzeit ist das Anspiel von 1 nach 3 über Fehl häufig gut; das vorzeitige Re soll das Anspiel eines schlechten Asses oder den Anschub eines Singles verhindern. Bei der Ansage an Pos. 4 wird Trumpfanspiel verlangt.
Gefragt wird immer auf die Dulle (erneut aus Gründen der Vereinfachung).
S. 56: ein Hoch-Tief-Signal kann auch ein As in dieser Farbe zeigen; gelegentlich geht es nicht anders.
S. 58: Doppelasse werden nicht angezeigt! Hier widerspricht sich das System selbst.
S. 59: Lavinthalmarkierungen werden als künstlich abgelehnt, auch wenn die direkte Markierung durch den Abwurf einer kleinen Karte der gewünschten Farbe einen Stich verschenkt.
S. 61: Die Definition der Ansagen gegen Buben- und Damensoli läßt sich logisch nicht herleiten. Sie ist in der Anwendung schwierig und daher zu vereinfachen:

Exkurs Sologegenspiel:

Ausgangspunkt: Der Solist verfügt häufig über vier Trümpfe, seltener über drei oder mehr als vier. Soli mit drei Trümpfen sind regelmäßig As-Soli mit Trumpfunterstützung; Soli mit mehr als vier Trumpf können über einige Asse oder eine lange Farbe verfügen. Um ein Bauernsolo zu schlagen, müssen entweder mehr Stiche als vom Solisten geplant gewonnen werden oder die Stiche fetter als veranschlagt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, daß ein Solo mit 9 Stichen praktisch nicht geschlagen werden kann und eines mit 7 Stichen zumeist ohnehin verloren wird. Das Hauptaugenmerk muß daher auf der Gegenwehr gegen Soli liegen, die tendenziell acht Stiche enthalten.

Var. 1: Um ein Solo mit wenigen Buben und einer Entwicklungsfarbe in Schwierigkeiten zu bringen, muß der Solist wiederholt zum Stechen gezwungen werden, sodaß ihm am Ende ein Bube zu wenig verbleibt, um seine Farbe ungestört zuende zu spielen.

Var. 2: Um ein Solo mit stabilen acht Stichen zu schlagen, müssen die Stiche so fett wie möglich werden; der Solist soll gar nicht die Möglichkeit erhalten, einen Stich zu stechen.

Var. 3: Kaum ein Solo übersteht ein abgestochenes As; einem Trumpf der eigenen Partei zur Wirkung zu verhelfen schlägt fast jedes Solo.

Nun lassen sich alle drei Gegenspielvarianten nicht unter einen Hut bringen; vielmehr führt der Versuch Var. 3 durch den Anschub eines eigenen Singles zu erreichen häufig dazu, daß ein Solo der Var. 1 nicht mehr zu schlagen ist, weil man die Entwicklungsfarbe des Solisten eröffnet hat.


Zunächst möchte ich das Pflichtsolo untersuchen. Ein Kontra des Gegenspielers im 1. Stich auf einen angespielten Kreuz Buben sagt: ich bin so stark, daß ich dem Solisten noch nicht einmal die Gelegenheit gebe, Re zu sagen oder eine falsche Entscheidung zu treffen. Ich gewinne das Solo allein. Hierzu benötigt er zwingend Trumpfhoheit, also mehr Buben als der Solist und Werte in den Farben (z.B. eine eigene lange Farbe mit As oder zwei Stopper) – im Prinzip sagt er: „Was? Bubensolo? Das wollte ich doch spielen!“ Das kann er mit fünf Buben bei Aufspiel und bei vier Buben, sobald einer seiner Partner einen Buben legt. Vier Buben mit Wirkung wie es das ES fordert, sind nicht erforderlich; sie sind auch nicht notwendig hilfreich, z.B. gegen ein Solo, welches auf hin- und herschnappen beruht.

Dabei handelt es sich um seltene Ausnahmen. Viel häufiger sind andere Dinge entscheidend, z.B. die Aufklärung, ob es sich um ein Abwehrsolo handelt. Häufiges Merkmal eines Abwehrsolos ist, daß viele Stärken dagegen sitzen. Häufiges Merkmal eines verlorenen 8-Stiche-Solos ist, daß die Stärken gut verteilt sind. Daher ist die entscheidende Waffe im Kampf gegen Soli das simulierte Überlegen, ob ein Kontra gegeben wird. Zögert Spieler 2 nicht, hat er eine das Solo begünstigende Karte, z.B. zwei Farben ohne Volle, blanke Volle, zu viele (mehr als fünf) oder zu wenige Volle (weniger als drei); zögert Spieler 2 hat er eine Struktur, die gut für das Gegenspiel ist (z.B. vier gedeckte Volle in allen Farben, einen Trumpfstich, eine Farbfreiheit, Asse), aber die seines Erachtens nicht allein zum Schlagen des Solos ausreicht.
Spieler 3 kann nun gleichermaßen reagieren; gibt er selbst das Konta, obwohl Spieler 2 nicht zögert, hat er das Brett gegen das Solo. Zögert er nicht, obwohl Spieler 2 zögerte, hat er gar nichts. Zögert er auch, hat auch er Interesse an einer Ansage, also eine günstige Struktur. Spieler 4 entscheidet nun aufgrund seiner Karten, ob eine Ansage getroffen wird oder nicht.
All diese sehr groben Informationen kann man aus dem Spiel herleiten. Sicherlich erleichtert das ES die tiefe Absage, weil es zusätzlich Informationen über die Art und Höhe der Buben transportiert. Dies läßt sich aber nicht mehr aus dem Spiel selbst ableiten und wird daher als künstlich abgelehnt.

Die gesamte Anfrage-Mechanik funktioniert nicht mehr reibungslos, wenn der Solist eine relativ hohe Karte anspielt, die von den dahinter Sitzenden vielleicht geschlagen werden kann. Ein Beispiel hierfür ist eine 10 oder ein Pik B, nachdem im 1. Stich ein Kreuz B angespielt wurde und der andere Kreuz B noch aussteht. Der zögernde Spieler muß in Kauf nehmen, daß ggf. hinter ihm geantwortet wird, auch wenn die Stärken nicht da sind. Ein Zögern auf eine solche Karte muß daher ein starkes Gegenblatt des Spielers 2 versprechen.
Unterbleibt die Antwort, ist das Zögern des Spielers 3 wiederum nur ein Zeichen für eine gute Struktur, die etwas schwächer als sonst sein kann (weil Spieler 2 stärker als sonst ist).


Sologegenspiel mit Anspiel:
Ich spiele am liebsten – unabhängig von der Sitzposition des Solisten – meine stärkste Farbe. Sicherlich ist aber auch das Anspiel eines Singles eine erfolgsversprechende Taktik; ich glaube aber, daß die Zahl der hierdurch geschlagenen Soli kleiner ist als beim Anspiel einer starken Farbe.

Wie ich zuvor festgestellt habe, gibt es zwei potentiell erfolgreiche Angriffe gegen einen Buben- oder Damensolo, die sich gegenseitig ausschließen, : Anspiel einer starken Farbe oder eines Singles (Var. 2 oder Var. 3). Ein Zögern des Aufspielers läßt daher darauf schließen, daß er beide Optionen hat und nun nicht weiß, wie er beginnen soll.
Ein Kontra von Spieler 2 oder 3 soll ihn nun erlösen. Welche Information soll damit transportiert werden? In Frage kommen: Asse in mindestens zwei Farben (vielleicht auch erst ab drei oder gar vier Assen?) oder mindestens zwei (vielleicht auch erst ab drei) Buben.

Werden Asse signalisiert, soll der Single gespielt werden. Werden die Buben signalisiert, muß die starke Farbe gespielt werden.

Eine vorzeitige Ansage ist nur sinnvoll, wenn der Erwartungswert dadurch insgesamt erhöht wird. In einem Umfeld, in dem Pflichtsoli gespielt werden, ist jedes Lustsolo tendenziell stark. Dies gilt insbesondere für Damensoli. Während bei nahezu jedem Buben- oder Damensoli einige Asse von Kontra gehalten werden (und deren Besitz bzw. Verteilung kaum Aussagekraft über einen günstigen oder ungünstigen Sitz erlaubt), ist die Verteilung der Buben oder Damen häufig entscheidend. Die Erhöhung des Spielwerts ist damit eigentlich nur dann vertretbar, wenn hierdurch Informationen über den Buben- oder Damensitz eingeholt werden.
Nun ist es ein Spielfehler, mit drei oder mehr Buben eine blanke Karte anzuspielen, weil man dann von Anfang an die Weichen auf Stechen und Gegenstechen stellen sollte und mit der stärksten Farbe anfängt. Ohne Buben gibt es ohnehin nur das Anspiel der stärksten Karten. Mit nur einem Buben müßte der antwortende Mitspieler vier Buben mitbringen, damit die Weichenstellung und Spielwerterhöhung sich lohnte. Die Wahrscheinlichkeit eines 3-1-4-Sitzes ist sehr gering. Dazu kann der aufspielende Spieler in diesem Fall auch durch ein vorzeitiges Kontra das Aufspiel aller Asse und starken Farben forcieren.
Eine tatsächliche Entscheidung steht an, wenn man zwei Buben, eine starke Farbe und einen Single hält. Nun reichen bereits drei Buben beim Partner, um das Spiel über die lange Farbe aufzuziehen. Hierfür besteht eine nennenswerte Wahrscheinlichkeit, nämlich 31,67%. Weiterhin kann man die Singlefarbe bei gutem Verlauf zweimal stechen, was mit Sicherheit einen gestohlenen Stich bringt, selbst wenn man dem Solisten eines As-10-x-Stellung hochgeschossen hat.

Spieler 1 fragt daher auf drei oder mehr Buben. Die Antwort erzwingt das Anspiel der starken Farbe; unterbleibt die Antwort, kann Spieler 1 aufspielen, wie er möchte.

Zurück zum ES:
S. 62: beim Buben- und Damensolo wird grundsätzlich absignalisiert, d.h. schwache Farben werden abgeworfen. Ist aber Trumpfhoheit erklärt, wird auf die Signalisierung des Asse-Solos umgestellt, also Farben direkt gezeigt durch das beilegen einer kleinen Karte. Eine 10 ist ein Voller, häufig spielentscheidend und daher keine Signalkarte! Drei Buben mit Doppelkreuz-B reichen nicht für ein vorzeitigen Kontra; dieses bleibt nach wie vor dem Solo auf Seite der Kontrapartei vorbehalten.

S. 63: Spieler 2 kann auch einen Kreuz-B fragen, ohne einen eigenen zu haben, z.B. mit drei kleinen Buben, damit ein Spieler mit 2 Buben nicht auf die Idee kommt, einen Single anzuspielen.

S. 63: Mein Lieblingstrumpfsolo: Pik As, 6 * Kreuz mit vier Trumpfvollen und Doppeldulle zu elft im Kreuzsolo. Das Normalspiel mit 5 Trumpf, blankem Pik As und Doppeldulle ist wenig erbaulich.
Das Trumpfsolo ist kaum zu schlagen. Außerdem ist es herrlich, wenn die Kontrapartei nach dem Einsammeln der ersten drei Trumpfstiche noch keine 30 Augen hat und dann keinen weiteren Stich mehr macht – trotz acht Damen.
Gegen ein Trumpfsolo sollte geschossen werden, wenn man ein As des Solisten stechen kann.

Der Ausflug in die Wahrscheinlichkeitsrechnung ist bestimmt mathematisch interessant; mir wird’s zu kompliziert. Das kann ich am Tisch nicht mehr rechnen. Bei Gelegenheit mache ich mir über die Wahrscheinlichkeiten Gedanken, die man wissen sollte.

zuppelles Offline



Beiträge: 391

04.10.2011 19:44
#2 RE: Kritik am ES Antworten

Silberfux
Zitat
Der Ausflug in die Wahrscheinlichkeitsrechnung ist bestimmt mathematisch interessant; mir wird’s zu kompliziert. Das kann ich am Tisch nicht mehr rechnen. Bei Gelegenheit mache ich mir über die Wahrscheinlichkeiten Gedanken, die man wissen sollte.
zuppelles meint dazu
auf den Punkt gebracht Silberfux, Deine Aussage kann ich voll uns ganz unterstreichen, bei Gelegenheit ja, aber nicht „ mehr „ grundsätzlich. Diese Zeiten liegen weit weit zurück. Unvergessen bleiben mir die Anfänge der Onlinespielerei und damit das Gezwitterspiele, ansonsten gingst du nämlich gänzlich baden. Wir waren durch die Vereinsspielerei geprägt, voll der Theorien, viele praktische Beispiele nach ES erprobt die auch erfolgreich waren und dann das wie Noddy so nett beschreibt – Bildchenwerfen - bei OD.

Etwas linientreu; spiele grundsätzlich nur noch Liste; bin ich geblieben.

Meine Überlegungen bezüglich Wahrscheinlichkeit
bin ich Aufschläger
halte u. a.
Kreuz AS und Kreuz 10
und
PIK AS und PIK König
auf der Hand
beginne ich grundsätzlich mit PIK AS
da die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass ich mit PIK AS im 1. ten Lauf 2 PIK 10ner einsacken könnte
Eigene Erfahrungswerte daran halte mich eher ……….

Viel zu oft gingen meine komplexen Überlegungen oder diese ES Geschichten den Bach runter, da Partner und ich in einer doofen Sitzposition saßen und selbst ein kleiner Bube zum Abtauchen bzw. Wechsel fehlte.

Zitat Silberfux
Kritische Auseinandersetzung mit dem Essener System

These 1: Das ES stellt die starke Partei in den Fokus.
These 2: Das ES ist mathematisch zu präzise um anwenderfreundlich zu sein.
These 3: Gutes Solospiel läßt sich dort nicht erlernen
These 4: Das ES verengt die mögliche Fragesituation aus Unkenntnis der Vielzahl der Lebenssachverhalte; dabei können Antworten für eine Vielzahl von Kartenstrukturen wichtig sein.

zuppelles meint dazu

auch hier meine vollste Zustimmung. Na prima, so kurz und konkret, na geht doch Silberfux!

Jahr für Jahr hoffe ich auf die Bierdeckel Steuererklärung (Vorschlag Merz u. Kirchhof Modell 2003)nix ist
Der Oktober ist mein sozialer Monat, also, ein ES auf Bierdeckel Vorder und Rückseite wäre eine tolle Nummer, oder?

So, jetzt esse ich eine Kleinigkeit, wahrscheinlich werde ich zunehmen. Sicher ist nur, Morgen ist Mittwoch

zuppelgruß

Um glücklich zu sein, muss man das Gute im Schlechten sehen und das Schlechte im Guten übersehen.

Micha Offline




Beiträge: 3.249

04.10.2011 21:05
#3 RE: Kritik am ES Antworten

Sag ich ja immer, das Essener System ist eine ausgezeichnete Werkzeugsammlung, sofern man ein starkes Blatt hat. Es hilft den einen oder anderen Punkt zusätzlich herauszuholen, in Spielen die man eh gewinnt. Nur wie oft muss ich Stanzen synchronisieren? Viel häufiger geht es darum den Weg zum Spielgewinn zu finden oder zu zeigen. Die 12er Schwelle ist erheblich Punkte trächtiger als die 9er oder 6er.

Was mich richtig stört is das allgemeine Verständnis, sich mit nicht so tollen Karten, seine Chance nicht suchen zu dürfen.

Grüße

Micha

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Antwort bei Dullenabfrage vor Aufspiel an 3 oder 4 von Kontra mit Dulle + lauffähigem schwarzen As, für Re auch bei Dulle ohne As(se)!!

zuppelles Offline



Beiträge: 391

05.10.2011 13:16
#4 RE: Kritik am ES Antworten


Etwas spärlich hier bis jetzt, alle im Aufstiegsstress oder Urlaub? Ich persönlich finde diese Thematik äußerst interessant

Hopp Ihr Zockernasen (nett gemeint) kommt in die Puschen!!

zuppelgruß

Um glücklich zu sein, muss man das Gute im Schlechten sehen und das Schlechte im Guten übersehen.

Solmyr Offline



Beiträge: 771

05.10.2011 14:41
#5 RE: Kritik am ES Antworten

S.8
auch das vorgeschlagene System ist nicht leicht aber wenigstens anwendbar….
S.9
Erstansagen: Re müsste aggressiver ansagen… JA ein einfach gewonnenes RE hat den Wert eines gefangen Fuxes….
S.13: Re vor Aufspiel ohne Asse: das ist sinnlos.
Jap…absolute Zustimmung….
S.13 Auf die gegnerische Schmierung kann eher die forcierende als die einladende Anfrage verzichten
Das scheint mir auch generell im ES ein wenig beachteter Punkt zu sein
S.38 Immer die Dulle zur Hochzeit!
Das sehe ich auch so….
Soviel erst mal…. Beim Sologegenspiel gibt es viel zu optimieren… Da herrscht sicher das blanke Chaos in der Praxis… Auch weil Soli nun mal nicht so oft gespielt werden…. Hier wären einige wenig einfache Signale hilfreicher….

zuppelles Offline



Beiträge: 391

05.10.2011 16:12
#6 RE: Kritik am ES Antworten

Sehr präzise, Donnerwetter Herr S ^^
zu
S.38 Immer die Dulle zur Hochzeit!
meine Meinung, hier wäre eine Auswertung (aber holla, 25 % sind HZ) wirklich mal hilfreich, vielleicht fänden wir Unterstützung bei Patrick.
Zitat Solmyr
Beim Sologegenspiel gibt es viel zu optimieren… Da herrscht sicher das blanke Chaos in der Praxis… Auch weil Soli nun mal nicht so oft gespielt werden…. Hier wären einige wenig einfache Signale hilfreicher….
dazu zuppis Meinung:
auf den Punkt gebracht Herr S, genau. Übrigens, ein Ligasystem (Wettkampf) ohne Pflichtsolis, mmh. habe ich nie begriffen . 200 Spiele 8 Solis, dann Stufenweise je 25 Spiele zusätzlich 1 Soli mehr usw. Wer nicht spielt - zackig - Punkteabzug! Bekommen Spieler ordentlich die Backen voll, wird auch mal die Nase in Lehrmaterial gesteckt ………..

zuppelgruß

Um glücklich zu sein, muss man das Gute im Schlechten sehen und das Schlechte im Guten übersehen.

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